Sonntag, 4. Mai 2014

Bob der Baumeister

Endlich ist die Finanzierung nun in trockenen Tüchern. Somit wäre die größte Hürde ja überwunden.... dachten wir.
Doch welch grenzenlose Naivität!

Nach und nach erst eröffnete sich uns der unendlich große Raum für Missverständnisse, Konflikte, Auseinandersetzungen, Kontroversen, Differenzen, Krisen, Konfrontationen und Probleme, den selbst ein Fertighausbau so bieten kann. Eine leise Ahnung davon beschlich uns jedoch schon als wir unseren Architekten kennenlernten. 
Bob der Baumeister betrat die Bühne und begrüßte uns herzlich mit den Worten: "Ein Haus zu bauen bedeutet Krieg!"
Dieser allerdings wirklich sympathische Fachmann, welcher uns von der Hausbaufirma Allkauf zur Seite gestellt wurde, entpuppte sich als ein junger, dynamischer und hochmotivierter Architekt, den es an Ideen nicht fehlte. 
Nun, uns im Übrigen auch nicht.

Unsere Planung begann mit den Standard Grundrissplänen des Allkaufhauses "Relax 2", welches wir gekauft hatten:

Relax 2 Erdgeschoss
Relax 2 Obergeschoss


Allkaufhaus gehört neben Massa Haus, Okal Haus und Ein SteinHaus zur DFH (Deutsche Fertighaus Holding AG) und ist nach eigenen Angaben Marktführer in dem Segment des Fertigbaus. Seit 1984 kann dieser Fertighausanbieter auf über 14.000 gebaute Häuser zurück blicken und dabei vielleicht mit einer gewissen Leichtigkeit für Preistransparenz und Realisierbarkeit individueller Wünsche werben.
Nun, an Ambitionen und Bedürfnissen fehlte es uns dabei wirklich nicht!
Wir setzten uns mit Bob zusammen an die eindimensionalen Grundrisse und begannen zu planen. Das macht Spaß, solange man nicht zu genau darüber nachdenkt, was das alles mal kosten kann!
Darüber ging der Herbst und auch das Weihnachtsfest ins Land. Nach etlichen Änderungen aufgrund unserer finanziellen Begrenztheit entstand aus einem "Haus von der Stange" nun doch unser ganz individuelles und durch viele große Fensterelemente lichtdurchflutetes, mediterranes "Casa Nostra".

Das große Dilemma kam dann direkt nach dem Einreichen der Bauanzeige an die Gemeinde. Allerdings nicht in Form eines in seiner Bürokratie gefangenen Stadtangestellten, sondern vielmehr durch den Statiker von der DFH.
Als sei er Hiob persönlich erklärte dieser kurz und knapp das Notwendigste: nämlich dass das Haus mit den gewünschten Fensterfronten statisch nicht machbar sei.

Es fühlte sich an, als ob einem der bunte Lolli weggenommen wurde, den man das vergangene Vierteljahr stets in greifbarer Nähe als Belohnung sicher wusste. 
Nachdem wir wieder einigermaßen zu uns gekommen waren, erhielten wir zwar den einen oder anderen Vorschlag über die Hausgestaltung von seiten des Hausanbieters, die jedoch allesamt nicht im Entferntesten unseren ursprünglichen Vorstellungen entsprachen. Es ist ungefähr so, als ob man eine hochmoderne Stadtvilla bauen wollte und stattdessen ein Schwedenhaus in Holzbauweise angeboten bekommt.   
Die Nerven lagen langsam blank und wir überlegten, ob wir zu rigoroseren Methoden wie beispielsweise eine Hausbesetzung der DFH in Simmern übergehen sollten.

Vollkommen unerwartet und geradezu wie Phönix aus der Asche erschien plötzlich unser Hausverkäufer Big-M wieder auf der Bildfläche und verkündete eine überraschend einfach erscheinende Lösung (fast) aller unserer Probleme:
Eine Hausverlängerung!
Die Süd- und Nordseite könne um jeweils 30cm verlängert werden, während die Fensterelemente lediglich etwas schmaler gestaltet werden müssten.  
Natürlich geht das nicht kostenneutral (unser Lieblingswort des Jahres!) von statten, doch zu den zusätzlich entstandenen 12 Quadratmetern mehr Wohnfläche war das entscheidene Argument, dass wir unsere ursprüngliche Hausansicht leicht modifiziert zurück bekommen würden.

Auch unser Architekt entdeckte seine Kreativität wieder und bemühte sich sehr um eine weitestgehend rasche Abwicklung der Aktenordner füllenden Bauanträge.

Tja, schon die Zeichentrickfigur "Bob der Baumeister" wusste zweifelnde Fragen stets mit einem fröhlichen "Yes we can!" zu beantworten!




Casa Nostra Erdgeschoss

 


Casa Nostra Dachgeschoss

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