Freitag, 18. Juli 2014

Wilde Kerle ... und Elvis lebt doch!

Vor unser entzückendes Häufchen Beton rammen wir kurzerhand ein eigenes Straßenschild in den Ackerboden, welches wir von dem benachbarten Kampfkaninchenpaar geerbt hatten. Nur die Hausnummer bedurfte einer kurzen Korrektur und zusätzlich füge ich unsere Namen hinzu. 
Fühlt sich ja schon fast an wie halb eingezogen!
Apropos Einzug: Genau in diesem Moment meldet sich Big-M wieder zu Wort.
Telefonisch fragt er bei mir an, ob wir in zwei Wochen ein Gläschen Sekt zusammen trinken wollen. An meinem Geburtstag. Toll. Sogar daran hatte er gedacht! Eigentlich zelebriere ich nie meinen Geburtstag, aber ein gegen ein Schlückchen Prosecco ist wohl nichts einzuwenden.
"Ja, allerdings feiern wir den Geburtstag in Ihrem Haus ... beim Richtfest sozusagen!", fügt Big-M noch hinzu. 
Mir verschlägt es die Sprache. Richtfest? In zwei Wochen? 
Nun, während der indische Großmogul Shah Jahan im Jahre 1631 seiner großen Liebe zu Ehren das Taj Mahal bauen ließ, schafft Ulli somit locker eine Punktlandung mit dem Richtfest zu meinem Geburtstag! Einzig die Bauzeit und die Größe der beiden Domizile weisen geringfügige Unterschiede auf: Zwar mag die monumentale Grabmoschee etwas ausladender erscheinen, benötigte dafür aber auch 17 Jahre mehr als unser Casa Nostra, welches nämlich in genau 3 Tagen aufgebaut sein wird!

Es ist Montag früh, sehr früh morgens und die Sonne geht ein letztes Mal über der noch geradezu nackten Bodenplatte auf. Diese hatte Ulli im Übrigen bereits mit schwarzer Dichtschlämme gegen aufsteigende Feuchtigkeit seitlich rundherum bestrichen. 
TIPP für alle Fertighaus-Bauherren: Erledigt diesen Arbeitsgang bevor das Haus darauf gestellt wird, weil ihr so noch optimal an die Sohlplatte heran kommt!

Die Jungs von der Gerüstbaufirma Hepp aus Bad Soden-Salmünster sind die ersten Ankömmlinge. Fröhlich und dem Firmennamen folgend, lassen sie in einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit ein abstraktes Gerüstgebilde um die durchgehärtete Bodenplatte empor wachsen. 
Plötzlich verdunkelt sich jedoch das gerade aufgehende, frühe Morgenlicht, denn ein kolossaler Gigant wälzt auf unser Grundstück zu. Solch einen mächtigen Kran habe ich wirklich noch nie gesehen. Doch dieser bildet erst die Vorhut! 

Als nächstes betreten dann 4 echte Kerle die Showbühne: 
Ein blonder Häuptling mit strammen Waden; sowie ein kommunikativer Mittvierziger mit Bierbauch, der später so eine ausführliche Richtfestrede halten wird, die beinahe länger dauert als der gesamte Hausaufbau und ein schlaksiger, hochgewachsener Schweiger.
Schließlich folgt das letzte Musketier: Schlanke Figur in adrett sitzender Handwerkskluft, schwarz gegelte Haartolle, verspiegelte Sonnenbrille, manikürte Fingernägel und natürlich eine lässige Kippe im Mundwinkel. 
Elvis lebt! 
Und zimmert in seinem zweiten Leben auch noch unser Haus zusammen! 

Ich möchte an dieser Stelle allerdings einmal ganz deutlich zum Ausdruck bringen, dass es geradezu unfassbar ist, was diese 4 Jungs in drei Tagen geschafft haben. Es folgten etliche monströse LKW-Ladungen, die unsere 10 Meter langen Hauswände als ganzes Stück anlieferten, den gewaltigen Dachstuhl mit den riesigen Mittelpfetten, dazu unzählige Paletten mit immens schweren Tonziegeln und massenweise Kartons mit Schrauben, Dübeln, Bolzen und Nägeln, die so lang sind wie ein ausgeklappter Zollstock.
Am späten Montagabend steht bereits das komplette Erdgeschoss nach einem 15-stündigen Arbeitstag. Nach dieser Leistung werde ich künftig meinen eigenen Jammermodus noch mal reflektieren müssen!



Der nächste Tag beinhaltet meinen Geburtstag, Richtfest und Fertigstellung des Obergeschosses sowie des Dachstuhls. Die unermüdlichen 4 Helden hämmern, schrauben, sägen, balancieren wie die Alpensteinböcke hochoben auf schmalen Dachsparren entlang und bewahren dabei stets ein Lächeln mit der obligatorischen Kippe im Mundwinkel. Selbst bei Elvis liegt nicht eine einzige Haarlocke schief. Egal ob er gerade kopfüber von einem Kehlbalken hängt oder vom Dixiklo kommt, die Frisur sitzt!
Ulli und ich hingegen wirken nach unseren ebenfalls kurzen Schlafphasen schon eher verwahrlost und teilweise überfordert, neben der Koordination der Gewerke und der Ausrichtung unserer Einweihungsfeier eben all dieses hier auch noch mental aufnehmen zu können. Wir haben das Gefühl in dieser Woche mehr zu erleben als manch andere in ihrem gesamten Leben!

Ist beinahe wie beim Ikea-Prinzip - nur ein bisschen größer!
Mittagspause am 2. Tag
Der noch offene Dachstuhl mit dem bereits eingebauten Giebelfenster


Während am frühen Abend unsere Richtfestgäste eintreffen, sorgen unsere Desperados der Handwerkszunft noch dafür, dass der soeben fertig gewordene Dachstuhl regenfest gemacht wird. Die Teufelskerle werden diesen am dritten Tag komplett mit den schweren, unhandlichen Tonziegeln eindecken und somit ihr Werk in Höchstleistung beenden.

Mit Birkenzweigen, Bier und Bratwurst sowie bunten, mitgebrachten Salaten, Grill-Leckereien und Sekt feiern wir mit unseren Freunden, künftigen Nachbarn und Geschäftspartnern die "Große Freiheit"! 
Ulli und ich möchten uns hiermit bei all denen bedanken, die mit uns diese Freude geteilt haben sowie für die schönen Blumen und wunderbaren, einfallsreichen Geschenke. 

Muchas gracias amigos!



Manch einer strickt die rechte Socke in drei Tagen fertig - 
Allkauf stellt dir in der Zeit ein Haus auf den Sockel!
Unser "Casa Nostra"!


Ende gut - alles gut?!
Von wegen!
Jetzt geht der Spaß erst richtig los: Trockenausbau mit der traumhaften Steinwolle-Dämmung, Beplankung, Folierung, Estrichlegung, Fußbodenheizung, Sanitäreinrichtung .... 
   

        

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