Montag, 9. Juni 2014

Das Rüsseltier in der Grube

Es ist Mitte April und mein Seelenheil noch relativ unbeschadet, als ich fröhlich unseren Briefkasten öffnete. Und dann lag er da. Einfach so. Der Umschlag offenbarte die Stadt Pattensen als Absender und mir war auf Anhieb klar was er enthielt: unsere Bauanzeige.
Besser gesagt deren Bestätigung! 
Nun sollte es also endlich losgehen. Ulli und ich köpften sofort die erstbeste Sektflasche und prosteten uns auf unser Casa Nostra zu. 
Allerdings hatte die Sache einen kleinen, dafür aber entscheidenen Haken.


Allkauf-Haus bietet verschiedene Ausbauhäuser an, die variable Bonus-Aktionen beinhalten. Bei unserem Haus ist dieses unter anderem eine freistehende Comfort-Badewanne, die wir in der Bemusterung jedoch gegen eine Sechseckbadewanne tauschten; eine Wellness-Duschkabine, welche wir aber nicht verwenden wollen, sowie das Kingsize-Paket. Dieses bedeutet ein wesentlich höheres Deckenmaß, welches wir allerdings auf Standardhöhe zurück setzen ließen. Schließlich möchte ich gern auch ohne Teleskop-Leiter meine künftigen Küchenhängeschränke erreichen.
Eine Bodenplatte umfasste das sensationelle Aktionspaket allerdings nicht.
Das ist ungefähr so als würde man ein Auto ohne Reifen kaufen. 

Ergo wühlte Ulli sich hochmotiviert in die unendlichen Tiefen des Internets, um nach einigermaßen kostengünstigen Fundamentanbietern zu forschen. Derer gibt es viele, aber die intransparenten und feudalen Preisangebote passten sich protzig dem aktuellen Bauboom an. So ein platter Betonhaufen kann locker mal eben den Wert eines gehobenen Mittelklassewagens ersetzen!
Um hier dennoch eine Lanze für das Baugewerbe zu brechen möchte ich erwähnen, dass es auch Handwerksbetriebe gibt, die durchaus moderate Preisvorstellungen haben. Allerdings hätten wir dann frühestens Weihnachten 2017 mit dem Erdaushub anfangen können.

Die stetig voran schreitende Zeit legte alsbald unsere Nerven frei. Ulli ersetzte sein Frühstück mittlerweile mehr medikamentös mit Blutdrucksenkungsmitteln während ich darüber nachdachte, ob der Bau eines Hausbootes vielleicht auch eine Option sein könnte. Wir feierten das Richtfest unseres angrenzenden Nachbarn mit und gratulierten dem anderen Nachbarn zu seinem erfolgreichen Einzug, während das Gras auf unserem jungfräulichen Grundstück langsam mit dem südamerikanischen Dschungel in Konkurrenz zog. 

Der Mai neigte sich bereits dem Ende zu als die Ereignisse sich nun plötzlich überschlugen. Ulli teilte geschickt die Erdarbeiten und das Erstellen des Fundaments auf zwei Firmen auf, mit denen er handelseinig geworden war und die tatsächlich ein knappes Zeitfenster für uns erübrigen konnten.
Purkus, eine Gartenbaufirma aus Lehrte rückte sogleich mit pompösen Gefährt an und buddelte eine durchaus beeindruckende Grube in den Urwald hinein. Danach wurde darin bei strahlendem Sonnenschein ein Babypopo glattes Planum erstellt, welches zu allen vier Ecken ein schmuckes Schnurgerüst zierte.

Und nun kommt endlich der praktische Teil!
Urwaldrodung!
Glatt wie ein Babypopo!

Bereits eine Woche später füllte sich unser liebevoll gehegtes Kies- und Sandbett durch die Firma Otte-Lemke aus der Wedemark mit Unmengen von Bewehrungsmatten, Schalungselementen, Rödeldraht sowie Abwasser- und Kanalrohren. Flugs wurde noch mittels eines Minibaggers ein Graben für die Frostschürze gezogen. 

Bewehrungshelfer!

Und dann geschah es!
Ein monströses Ungetüm mit langem Rüssel ächzte auf unser Grundstück zu und schien dort einem ungebändigten Brechreiz zu erliegen. Im Vergleich dazu wirkt Nessi in Schottland eher wie ein phlegmatischer Kinderschreck. 

Am Ende dieses ereignisreichen Tages stand unser Betonbauer eisern bei strömenden Regen auf den Bewehrungsmatten und zog unermüdlich mit einer Alulatte den nassbreiigen Stahlbeton glatt. 

Ich hätte es mir nie träumen lassen, dass ich mal einen fetten Klumpen gehärteten Zements mit einer bunten Kiesmischung wunderschön finden würde!

Da ist sie, die große Freiheit!!!!
Der Großgrundbesitzer in seinem Garten!




   

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