Sonntag, 11. Mai 2014

Das Malheur mit dem Interieur

Während unsere Bauanzeige ihren erneuten Weg zur zuständigen Gemeinde antrat, erreichte uns per Post eine Einladung von Allkauf-Haus zur Bemusterung in Heinsberg.
Ich freute mich! Insgeheim ist ja wohl jede Frau die geborene Innenarchitektin, welches lediglich durch finanzielle Ressourcen oder dem Stilempfinden des Lebensgefährten ausgebremst werden kann.


Ulli haderte noch mit sich, da er mittlerweile den größten Teil seiner Freizeit in eine ganz neue Beschäftigungstherapie investierte:
Excel-Tabellen erstellen.
Akribisch kontrolliert, organisiert und koordiniert er sämtliche Aufwendungen, Gebühren, Auslagen und Kostenaufstellungen. Und das zu Recht!
Ich kann nur jedem Bauherrn empfehlen genau dieses zu tun, denn wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich auch Späne. Menschen machen Fehler. So etwas passiert. Oder anders gesagt, könnten wir längst aus den bei uns angehäuften "Fehler-Spänen" ein zusätzliches Häuschen schnitzen.

Mittlerweile lernten wir verschiedene Referenzkunden kennen, die bereits ihre Allkaufhäuser bezogen hatten. Das ist unglaublich hilfreich und sehr wertvoll bei vielen Entscheidungsfindungen.
Besonderes Glück haben wir dabei mit einem sehr netten Bauherrenpaar, welches in unmittelbarer Nähe zu unserem Grundstück gerade erst selbst ein Allkaufhaus errichtet hat. So wie wir es noch vor uns haben, gestalteten sie den gesamten Innenausbau mit eigener Muskelkraft, Köpfchen und Humor und sehr, sehr starken Nerven. Nun sind sie samt einem angriffslustigen Kampfkaninchen bereits eingezogen und es nie müde geworden, unsere unzähligen Fragen geduldig zu beantworten. Vielen Dank! 
Ulli und ich werden unser "Casa Nostra" im Übrigen selbst als Referenzhaus zur Verfügung stellen. 

Zum Osterfest reisten wir nun nach Nordrhein-Westfalen, um dort in die Bemusterung zu gehen. In Heinsberg befindet sich in einem Baumarkt der Unternehmensgruppe Mobau Wirtz ein separater Bereich, in dem wir die Innenausstattung auswählen können. Dieser umfasst trotz seiner erschreckend kleinen Ausführung den gesamten Sanitärbereich, Bodenbelege, Treppe, Haus- und Zimmertüren, Jalousien, Dachziegel und sogar die Farbe des Putzes. Auch für den Außenbereich ist die Option eines Gartenpakets möglich, welches wir ebenfalls vorab mitgekauft hatten.    

Während andere Ostereier und Schokigebäck suchten, wählten wir gleichsam in einem ähnlichen Verfahren Klosetts, Waschtische und andere Abortgestaltungen aus! Unser Hauspreis enthält dabei das Standard-Interieur, welches gesondert gekennzeichnet ist. Was nicht darin enthalten aber dennoch wählbar ist, bedeutet allerdings einen vorerst nicht transparenten Aufpreis. 
Das Kampfkaninchenpaar resümierte im Vorfeld über diesen Bemusterungsbesuch, dass es ..."wie ein Tag Urlaub mit Hotelaufenthalt" gewesen sei. Für uns wurde es jedoch eher ein apokalyptischer Ritt mit unabsehbaren Folgen.
Sehr schnell kristallierte sich heraus, dass Ulli und ich keineswegs in das Standardprogramm passten. Der uns zur Seite gestellte Betreuer wirkte anfangs gelangweilt und teilweise unzureichend informiert oder aber er hatte noch nie das Pech gehabt, einem äußerst eigenwilligen Bauherrenpaar mit sehr vielen Fragen zur Seite stehen zu müssen.
Die verwendeten Materialien sind zweifelsfrei von guter Qualität und auch die Hersteller gehören zu den führenden Namen in der Branche. Doch die Mehrkosten im aufpreispflichtigen Bereich sind eindeutig zu hoch!

Ich mache es jetzt mal kurz.
Am Ende des Tages gestaltete sich unsere Auswahl als sehr übersichtlich: 
Wir hatten uns für zwei einfache Standard-Toiletten (allerdings ohne Sanitärblock) und eine schicke Sechseckbadewanne (die gab es vorab als Bonuspaket, jedoch ohne Armatur) entschieden. Von 8 geplanten Türen konnten wir uns immerhin mit der Hälfte bestücken (diese sogar mit Beschlägen!), die restlichen Türen werden wir später zusätzlich kaufen müssen, da wir diese als Glasvarianten vorgesehen haben. Dafür wurden wir bei der Haustür fündig, die sogar schmissig im Standardprogramm enthalten ist und uns beiden gleichwohl gefällt. Als letztes Norm-Schmankerl gab es die Bodenbeläge dazu, bei denen wir uns für schöne, mediterrane Fliesen in beiden Geschossen entschieden hatten.
Bei der Dacheindeckung nahmen wir dafür einen nicht unerheblichen Aufpreis in Kauf. Zum einen, weil uns der Hohlfalz-Ziegel von Nelskamp in altschwarz engobiert am besten gefiel und zum anderen, da ein Dach über dem Kopf ungemein nützlich ist.
Tatsächlich haben wir ansonsten alles andere heraus genommen. Aktuell besitzen wir somit keine Dusche und hätten auch größte Probleme ohne Treppe überhaupt ins Obergeschoss zum Bad zu kommen, welches zudem keine Türen enthält. Und auch eine spätere Gartenparty könnte sich als Survivaltrip entpuppen, da wir ebenfalls das Gartenpaket löschten, welches unter anderem die Terrassen- und Außenbepflasterung enthielt.
Nach dieser Bemusterung könnte ergo ein ganzes afrikanisches Dorf bei uns einziehen, für die wir dann viel Platz und immerhin zwei Standard-Klos zur Verfügung hätten! 

Natürlich wurden uns alle entfallenen Posten in einem komplizierten und 137 Seiten umfassenden Bemusterungsprotokoll finanziell vergütet und mit einem emotionalen Endpreis im Minusbereich notiert. Somit sank der Hauspreis vorerst um den abgezogenen Betrag. Das hört sich toll an. Ist aber eher vergleichbar mit einer Fata Morgana. Leider entspricht die Gutschrift niemals dem eigentlichen Wert der Ausstattungselemente und außerdem müssen wir genau diese selbst noch anderweitig erwerben. 

Oder wir machen ein Loft daraus mit ganz viel Luft!  

Hier siehst du nun die äußere Hülle unseres Casa Nostras: 

Südansicht 1

Südansicht 2

Nordwestansicht

Nordostansicht


   
  

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